
Monatsupdate: Aktienmärkte trotzen den Konjunkturrisiken
Die Finanzmärkte haben sich seit den Verkaufswellen im April wieder erholt. Die Aktienmärkte nähern sich neuen Allzeithochs und die Kreditrisikoaufschläge bei Unternehmensanleihen sind zurückgegangen. Obwohl die von Trump angekündigten Zölle im Juli wieder eingesetzt werden könnten, rechnet der Kapitalmarkt auch für die Zeit danach mit einer Deeskalation. Wir empfehlen dennoch eine neutrale Positionierung bei Aktien und ein leichtes Übergewicht bei Anleihen. Unsere taktische Position in Gold trägt unterdessen zur Diversifizierung bei.
Anleihen: Qualität bevorzugt
Die Anleihemärkte senden gemischte Signale. Einerseits ist die Laufzeitprämie in den USA seit dem „Liberation Day“ gestiegen und hat zu höheren langfristigen Renditen für US-Staatsanleihen geführt. Ein Hauptgrund dafür ist das wachsende Misstrauen der Anleger gegenüber der Politik der US-Regierung. Trumps Steuerpläne, die sogenannte „Big Beautiful Bill“, sind dabei nicht hilfreich, da sie das US-Defizit weiter erhöhen würden. Die Kapitalmärkte wollen das Gegenteil sehen.
Andererseits sind die Kreditrisikoaufschläge weiter zurückgegangen. Nachdem die Zoll-bedingten Rezessionsrisiken zurückgegangen sind, haben sich die Finanzmärkte entspannt. Derzeit bevorzugen wir europäische Anleihen hoher Bonität und bleiben bei risikoreicheren Anleihen wie Hochzinsanleihen vorsichtig. Unsere Haltung gegenüber Hochzinsanleihen wird positiver, wenn die Kreditrisikoaufschläge wieder steigen.
Schließlich rechnen wir damit, dass die Renditedifferenz zwischen den USA und der Eurozone größer wird. Die US-Notenbank Fed ist aufgrund von Inflationsängsten gezwungen, die Zinsen hoch zu halten, während die Europäische Zentralbank (EZB) Spielraum für weitere Stimulierungsmaßnahmen in Form von Zinssenkungen hat. Dies verstärkt unsere Präferenz für europäische Anleihen.
Aktien: Allzeithochs wieder in Sicht
Die Aktienmärkte haben dank der (vorläufigen) Deeskalation im Handelskonflikt und einer starken Berichtssaison im Unternehmenssektor eine rasante V-förmige Erholung hingelegt. Nun nähern sich die wichtigsten Indizes ihren bisherigen Allzeithochs bzw. haben diese bereits teilweise erreicht. Der Dollar ist jedoch weiter gefallen, sodass US-Aktien aus Sicht eines Euro-Anlegers immer noch im Minus liegen. Unsere Umschichtung in den Anlageportfolien von US- in europäische Aktien zu Beginn des Jahres hat diese Auswirkungen etwas abgefedert.
Anleger gehen derzeit davon aus, dass die Deeskalation anhalten wird, doch die bislang verkündete Zoll-Pause endet am 9. Juli. Daher sollten sie das Szenario einer Konjunkturabkühlung nicht außer Acht lassen. Höhere Zölle dürften sich in den kommenden Monaten im Wirtschaftswachstum und in der Preisentwicklung von Gütern widerspiegeln. Daher zögern wir, unsere Aktiengewichtung aktuell zu erhöhen, und bevorzugen eine neutrale Haltung.
Gold und Öl: Geopolitik treibt die Preise
Infolge des Konflikts zwischen Israel und dem Iran sind Investoren in sichere Anlagen geflüchtet und haben zu einem weiteren Anstieg des Goldpreises geführt. Starke fundamentale Trends haben uns dazu veranlasst, Gold in unseren Anlageportfolios aufzunehmen (jedoch nicht für nachhaltige Mandate). Dazu gehören die Käufe der Zentralbanken und der Status von Gold als Absicherung gegen Unsicherheit.
Der Angriff Israels auf das iranische Atomprogramm hat zu einem erheblichen Anstieg der Ölpreise geführt. Dieser kann das Wirtschaftswachstum dämpfen und möglicherweise die Inflation erhöhen. Höhere Ölpreise wirken sich auf alle Wirtschaftsbereiche aus, von der Produktion über den Transport bis zur Kaufkraft der Verbraucher. Allerdings war Öl zuvor außergewöhnlich günstig. Daher bleiben die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft vorerst begrenzt und es fragt sich, ob die Ölpreise auf dem höheren Niveau bleiben werden.
Fazit
Die Aktien- und Anleihemärkte weltweit haben sich in den vergangenen Wochen dank der besseren Konjunkturprognosen erholt. Doch die Handelsgespräche laufen weiter und die Konjunkturrisiken bleiben bestehen. Die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten tragen zur globalen Unsicherheit bei. Daher bestätigen wir vorerst unsere taktischen Empfehlungen: neutral in Aktien und leicht übergewichtet in festverzinslichen Wertpapieren mit Fokus auf europäische Qualität.