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Wochenkommentar: Anhaltende Unsicherheit zu den Zöllen

Die Aktienmärkte zeigen sich aufgrund der anhaltenden Handelsspannungen volatil. US-Präsident Donald Trump kündigte nun an, innerhalb von zwei Wochen einseitige Zölle zu erheben. Die Aktienindex-Futures gerieten unter Druck, unter anderem aufgrund der Sorge, dass die Europäische Union möglicherweise zu den letzten gehören könnte, die ein Handelsabkommen abschließen. 

Obwohl die jüngsten Zolldrohungen kurz nach positiven Gesprächen zwischen chinesischen und US-amerikanischen Vertretern aufkamen, werden Trumps Äußerungen von einigen Investoren als strategischer Schachzug zur Beschleunigung der Handelsverhandlungen angesehen. Die Aktien haben sich von den Tiefstständen im April erholt, nachdem Trump die höchsten US-Zölle seit einem Jahrhundert angekündigt hatte, die den Welthandel umgestalten sollen.

Aus sektoraler Sicht war der Energiesektor in dieser Woche der am besten abschneidende Sektor, was auf einen Anstieg der Ölpreise inmitten der eskalierenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran zurückzuführen war. Der Sektor der Basiskonsumgüter zeigte dagegen eine unterdurchschnittliche Performance. Nach einer Rallye, die den S&P 500 Index in die Nähe seines Allzeithochs katapultierte, verzeichneten die großen Technologiewerte einen Abschwung. 

Die Zuwächse an den US-Aktienmärkten wurden durch unerwartet günstige Inflationsdaten angeheizt, die die Wetten auf Zinssenkungen der Federal Reserve beflügelten. Die Kerninflation in den USA stieg im Mai weniger stark als erwartet, was darauf hindeutet, dass die Unternehmen bisher weitgehend darauf verzichten, höhere Zollkosten an die Verbraucher weiterzugeben. Trotz der Verluste am Mittwoch hat der S&P 500 Index eine bemerkenswerte Erholung seit dem Bärenmarkt im April erlebt. Unterdessen blieben die europäischen Aktien unverändert, während die Indizes der Schwellenländer zulegten.

Anleihen: Blick auf Inflationsdaten

Letzte Woche senkte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins zum achten Mal seit Juni letzten Jahres. Nach der Entscheidung erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass die Zentralbank ihren aktuellen geldpolitischen Zyklus "fast abgeschlossen" habe. Die Märkte rechnen mit einer weiteren Zinssenkung bis Ende des Jahres. Im Mittelpunkt stehen nun die bevorstehenden Zollverhandlungen und ihre möglichen Auswirkungen auf Wachstum und Inflation auf beiden Seiten des Atlantiks.

Die Zinssenkung kam angesichts des Drucks auf das europäische Wirtschaftswachstum und der Erwartung, dass die Inflation für einen längeren Zeitraum gedämpft bleiben wird, nicht überraschend. Zwei Schlüsselfaktoren, die zu dem disinflationären Trend beitragen, sind die niedrigeren Energiepreise und die Stärke des Euro. Der Euro/USD-Wechselkurs nähert sich seinem höchsten Stand seit 2022, was die Importpreise drückt. Im Mai lag die Inflationsrate in der Eurozone bei 1,9 % im Jahresvergleich, was Bedenken hinsichtlich einer möglichen Unterinflation weckt. Der Chefvolkswirt der EZB , Philip Lane, betonte diese Woche, dass die Zinssenkung von entscheidender Bedeutung sei, um zu verhindern, dass die Inflation unter dem 2 %-Ziel bleibt.

Die Zinspolitik der EZB hat Druck auf die Renditen europäischer Anleihen mit kürzerer Laufzeit ausgeübt. So ist die Rendite 2-jähriger deutscher Anleihen im vergangenen Jahr um 120 Basispunkte gesunken, während die Rendite 10-jähriger Anleihen im Jahresvergleich relativ stabil geblieben ist.

In den USA verfolgten die Märkte in dieser Woche ebenfalls aufmerksam die Inflationsdaten. Der Inflationsanstieg im Mai war geringer als erwartet, was darauf hindeutet, dass die Unternehmen die höheren Tarifkosten noch nicht an die Verbraucher weitergeben konnten. Nach der Veröffentlichung dieser Inflationszahlen stieg die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der Federal Reserve bis September auf 80 %. Die Rendite zweijähriger Staatsanleihen, die empfindlich auf die Politik der Zentralbank reagiert, fiel unter 4 %, während die längerfristigen Renditen seit April aufgrund von Bedenken über die Ausweitung der Staatsdefizite gestiegen sind.

Die Auswirkungen der US-Importzölle bleiben sowohl für Europa als auch für die USA ungewiss. Während die US-Notenbank in der kommenden Woche die Zinssätze voraussichtlich konstant halten wird, nähert sich die EZB dem Ende ihres Lockerungszyklus. Europäische Investment-Grade-Anleihen mit längeren Laufzeiten werden nach wie vor bevorzugt und bieten einen potenziellen Puffer in unsicheren Zeiten.

 

Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr

 

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